Das neue iPhone will fest gedrückt werden
Quelle: Apple

Das neue iPhone will fest gedrückt werden


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2015/11

     

Wie jeden Herbst stellen sich momentan wieder viele Smartphone-Nutzer die Frage, ob sie sich das vor kurzem lancierte iPhone 6S kaufen sollen. Lohnt sich die Anschaffung oder lässt man die S-Generation von Apple, die bisher kaum wesentliche Neuerungen brachte, aus und wartet lieber auf das aller Voraussicht nach nächsten Herbst erscheinende iPhone 7? «Swiss IT Magazine» hatte Gelegenheit das iPhone 6S in den letzten Wochen intensiv zu testen und führt nachfolgend die wichtigsten Erkenntnisse auf.

Ein paar Gramm mehr

Das iPhone 6S ist wie das iPhone 6 in zwei verschiedenen Ausführungen erhältlich: mit einem 4,7-Zoll-Display und einer Auflösung von 1334x750 Pixel (ab Fr. 759.-) sowie einem 5,5-Zoll-Bildschirm und 1920x1080 Pixel (ab Fr. 879.-). Auch am Design hat sich nichts verändert. Optisch ist der Unterschied zwischen der letzt- und der diesjährigen iPhone-Generation einzig an einem kleinen «S», das auf der Rückseite prangt, erkennbar – mal abgesehen von der neuen Farbvariante Roségold. Und wenn man die beiden Geräte nebeneinanderlegt, erkennt man vielleicht, dass das neuere Modell 0,2 Millimeter dicker ist. Es bringt ausserdem mehr Gewicht auf die Waage: Beim kleineren 6S sind es laut Hersteller 14 Gramm mehr, beim grösseren 6S Plus sogar 20 Gramm.
Für die grösseren Masse sorgt einerseits das sogenannte 7000er-Aluminium, aus dem die Gehäuse der neuen iPhones gefertigt sind. Es soll sich dabei um die stärkste Legierung handeln, die Apple bis jetzt für seine Mobiltelefone verwendet hat. Vorbei ist also die Angst, dass sich das Gerät in der Hosentasche verbiegt. Weiter hat Apple laut eigenen Angaben auch ein stabileres Glas verbaut. Darunter befindet sich eine neue Taptic Engine und neue, in die Hintergrund-Beleuchtung des Displays integrierte, kapazitive Sensoren, die die 3D-Touch-Bedienung ermöglichen. Das iPhone 6S kann damit erkennen, wie fest man drückt, und lässt einen mit einer ganz leichten Vibration gleichzeitig spüren, was man tut.

Auf das Berühren folgt das feste Drücken

3D Touch ermöglicht Peek und Pop sowie sogenannte Quick Actions. Letztere sollen die Anzahl Schritte, die man für etwas benötigt, also beispielsweise um ein Video aufzunehmen oder eine E-Mail zu verschicken, verringern. Ein Druck auf das entsprechende App-Symbol auf dem Homescreen und voilà, schon erhält man ein Popup mit einer Auswahl an Shortcuts (siehe Screenshot rechts). Mit Druck ist übrigens wirklich ein fester Druck gemeint, denn einfach ein bisschen Berühren reicht nicht. Im Gegenteil, das aktiviert nach ein paar Sekunden die bekannte Funktion zum Löschen oder Verschieben der Apps. Aber keine Angst, man hat den Dreh schnell raus. Zudem lässt sich die Druckempfindlichkeit anpassen. Unter «Einstellungen», «Allgemein», «Bedienungshilfen» und «3D Touch» kann man zwischen leicht, mittel und fest wählen – oder 3D Touch gleich ganz deaktivieren.

Die Quick Actions wären eigentlich sehr praktisch, doch nach einem kurzen Herumpröbeln haben wir sie nicht mehr genutzt. Der Grund: Wir sind nach wie vor gefangen in der bisherigen Bedienweise des iPhones und gehen automatisch die alten, obwohl meist längeren Wege. Das gilt auch für das neue 3D-Touch-Feature Peek und Pop, mit dem sich Inhalte ansehen und bearbeiten lassen, ohne dass man sie wirklich öffnen muss. Einfach auf eine E-Mail im Posteingang oder einen Link oder eine Adresse in einer Nachricht drücken und schon öffnet sich ein Vorschaufenster mit dem Inhalt (Peek). Streicht man nun beispielsweise nach links, kann man eine E-Mail direkt löschen. Drückt man derweil noch etwas fester, öffnet das entsprechende Programm beziehungsweise wird der Inhalt komplett angezeigt (Pop). Lässt man los, schliesst sich die Vorschau wieder. Tönt nicht so einfach und braucht tatsächlich etwas Übung, aber es funktioniert.
Noch unterstützen lange nicht alle Apps die neuen Bedienmöglichkeiten. In erster Linie sind es die Anwendungen von Apple, aber auch beliebte Apps wie Facebook und Twitter oder Whatsapp gehören mittlerweile dazu, wobei hier die Integration noch eher rudimentär ist. Oder anders gesagt: Die Möglichkeiten von 3D Touch werden heute sicher noch nicht voll ausgeschöpft. Insofern macht es nichts, dass unsere Lernkurve doch eher flach verläuft.

Neben 3D Touch bewirbt Apple vor allem auch die beiden neuen im iPhone 6S verbauten Kameras. Die iSight-Kamera auf der Rückseite löst jetzt mit 12 Megapixel auf, bisher waren es 8. Zudem ermöglicht sie 4K-Videoaufnahmen (muss in den Einstellungen allerdings erst aktiviert werden). Das Ergebnis sind wirklich tolle Schnappschüsse und Aufnahmen, die aber auch nicht um Welten besser sind als die des iPhone 6. Schade ist derweil, dass Apple bei seinen Smartphones im Gegensatz zur Konkurrenz (noch) keine grössere Display-Auflösung bietet und selbst das neue Apple TV kein 4K-Streaming unterstützt. Immerhin ist 4K dafür unterdessen bei den iMacs angekommen (siehe Seite 60).
Auch verbessert kommt die Facetime-Kamera auf der Frontseite daher. Sie löst nun mit 5 Megapixel auf (bisher 1,2 MP), das heisst Video-Chats werden endlich deutlich schärfer. Interessant ist ferner auch, dass die Frontkamera das Display als Blitz nutzen kann. Damit sehen Selfies bei schlechten Lichtverhältnissen nun nicht mehr ganz so düster aus.
Neben den neuen Kameras führt Apple auch noch ein Zwischending zwischen Video und Foto ein, die sogenannten Live Photos. Schiesst man mit den neuen iPhones ein Foto, nimmt dieses automatisch auch die Momente kurz vor und nach der Aufnahme, inklusive Ton, auf. Drückt man nun auf ein solches Live Photo, wird dieses quasi zum Leben erweckt. Eine lustige Funktion, die man aber definitiv nicht immer benötigt und die deutlich mehr Speicherplatz in Anspruch nimmt. Darum lässt sie sich auch ganz einfach in der Kamera-App an- und ausstellen.

Schnell, schneller, iPhone 6S

Abgesehen von 3D Touch und den neuen Kameras bietet das iPhone 6S das, was man von anderen S-Generationen gewohnt ist, nämlich vor allem mehr Speed. Das Öffnen und Wechseln zwischen Apps geht dank dem neuen A9-Prozessor und doppelt so viel RAM merklich schneller, der in die Home-Taste integrierte Fingerabdruckscanner Touch ID arbeitet in der zweiten Generation deutlich präziser und vor allem auch viel schneller und im WLAN und Mobilfunknetz ist man dank Unterstützung für WLAN nach ac-Standard mit Mimo und LTE Advanced ebenfalls schneller unterwegs.
Die Akkulaufzeit, immer auch ein wichtiges Kriterium, hat sich in unserem Fall trotz all der neuen Hardware und Funktionen nicht verändert. Das heisst, auch bei intensiver Nutzung und ohne Aktivierung des neuen Energiesparmodus von iOS 9 sollte nach wie vor problemlos ein ganzer Tag drin liegen.
Natürlich wünschte man sich vom Akku etwas mehr, was übrigens auch für den Speicherplatz des Einstiegsmodells gilt. Die 16 GB wirken fast schon ironisch, wenn man gleichzeitig die Pixelzahl der Kameras deutlich erhöht und Funktionen wie Live Photos und 4K-Videos – für ein einminütiges Video gehen nicht weniger als 375 MB Daten drauf – anpreist. Bleibt zu hoffen, dass die nächste iPhone-Generation dann mindestens 32 GB bietet.
(mv)


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