MDM: On-Premise oder aus der Cloud?

Ob eine MDM-Lösung eingesetzt werden soll ist keine Frage der Unternehmensgrösse. Ob man sich für eine Cloud- oder eine On-Premise-Lösung entscheidet hingegen schon.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2014/06

     

Um ihre Business-Tablets sowie die darauf befindlichen Daten zu schützen, setzen Unternehmen vermehrt auf Sicherheitslösungen wie Mobile Device Management (MDM). Dabei spielt es laut Christof Baumgärtner, Vice President Central & Eastern Europe bei Mobileiron, keine Rolle, wie gross eine Firma ist. «Grundsätzlich ist eine MDM-Lösung für alle Unternehmen unverzichtbar, in denen Mitarbeiter mit Smartphones oder Tablets auf Unternehmensdaten zugreifen. Egal ob es sich dabei um private (BYOD) oder firmeneigene Geräte handelt», ist er überzeugt. Baumgärtner vertritt mit dieser Aussage die Einschätzung der Mehrheit der von «Swiss IT Magazine» befragten Hersteller. Einzig Margreet Fortuné, Regional Manager DACH bei Absolute Software, schränkt die Zielgruppe etwas ein. Ihr zufolge lohnt sich MDM insbesondere für Firmen, die mehr als 25 Geräte im Einsatz haben.

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Cloud oder doch On-Premise?

Ob sich für ein Unternehmen eher eine On-Premise-Lösung oder eine Cloud-Variante einer MDM-Lösung anbiete, sei davon abhängig, wie die Firma aufgestellt sei. So erklärt Hans-Heinrich Aenishänslin, EMEA Regional Sales Senior Manager Endpoint Systems Management der Dell Software Group, beispielsweise: «Eine On-Premise-Lösung bietet sich an, wenn ein Unternehmen sehr zentral aufgestellt ist und über genügend internes IT-Know-how verfügt. Wer heute bereits mit qualifizierten und IT-Security-zertifizierten Partnern zusammenarbeitet und nicht über genügend eigenes IT-Personal verfügt, um die Lösung selbst zu verwalten, sollte auf jeden Fall über eine Cloud-Lösung nachdenken.» Und Michael Binder, Sicherheitsexperte und Manager Technology Sales & Services EMEA-PACCS-Region bei Symantec, ergänzt diese Aussage: «Die Firmen sind teilweise dazu verpflichtet, die Daten innerhalb der Schweiz zu halten, hier empfiehlt sich dann eine On-Premise-Lösung oder natürlich ein in der Schweiz gehostetes Cloud-Angebot. Für KMU macht das Cloud-Angebot am meisten Sinn, denn die Lösungen sind weniger aufwendig und komplex, und dazu schnell eingerichtet.» Bei Microsoft ist man dagegen der Ansicht, dass die Frage nicht sei, ob nur Cloud oder nur On-Premise genutzt werden soll. Vielmehr gehe es darum, ein passendes Hybrid-Modell zu wählen.

Benutzerfreundlichkeit steigern

Um die Geräte und die Daten zu schützen, setzen die Lösungs-Anbieter auf unterschiedliche Features. Von mehreren Herstellern als essentiell bezeichnet wurde jedoch die Möglichkeit, Firmengeräte aus der Ferne sperren und die darauf befindlichen Daten löschen zu können. Als wichtig eingestuft wurde ausserdem die Option, private Daten auf dem Gerät von den geschäftlichen trennen zu können sowie die Möglichkeit, Daten verschlüsselt zu versenden oder abzulegen.
Daneben scheint jedoch auch die Frage nach den Authentifizierungsoptionen zum Thema zu werden, sieht doch Michael Sambeth, CoE Mobile Solutions bei SAP, in diesem Bereich noch Potential für Innovation. «Innovations-Potentiale sind insbesondere bei Benutzer-Authentisierung durch neue biometrische Zugangskontrollen wie Venenscanner, Iris-Scanner oder Fingerprint-Sensor sowie im Bereich unternehmensübergreifender Benutzer-Authentisierung (Identity Federation) erkennbar», erläutert er. Dringlicher scheint jedoch, dass Mobile Device Management benutzerfreundlicher wird. Neben Microsoft nennt nämlich auch Fiberlink die Vereinfachung des Managements und der Bedienung als einen der wesentlichen Verbesserungspunkte.
Über einen Punkt sind sich jedoch alle MDM-Hersteller einig: Eine gute MDM-Lösung sollte mindestens in der Lage sein, die drei weitverbreitetsten Mobile-Betriebssysteme abzudecken. Von Vorteil sollte die Lösung neben Android, iOS und Windows Phone aber auch Blackberry unterstützen.

MDM-Segment verschwindet

Aus den Antworten der Hersteller lässt sich des weiteren entnehmen, dass es zunehmend schwieriger wird, sich im Bereich des Mobile Device Management von der Konkurrenz abzuheben. «Die meisten MDM-Lösungen bedienen sich der Standard-Programmier-Schnittstellen (APIs), die von den Betriebssystem-Herstellern angeboten werden. Das führt zu ähnlichem Funktionsumfang bei unterschiedlichen MDM-Lösungen. Somit wird es für die einzelnen Hersteller immer schwieriger, sich gegenüber den Mitbewerbern abzugrenzen», erläutert Markus Ritt, Product Marketing Manager Enterprise Mobility bei Microsoft, diesen Umstand.
Diese Schwierigkeit macht sich denn auch bemerkbar. So ist es seit der letzten MDM­-Marktübersicht von «Swiss IT Magazine» im Juni 2011 zu einer Konsolidierung in diesem Segment gekommen.
Beispielsweise gehört Fiberlink mittlerweile zu IBM und Airwatch wurde Vmware einverleibt. Und der Trend wird anhalten, sind sich die Hersteller einig. So prognostiziert Ritt von Microsoft: «Es werden vier bis fünf grosse Player übrig bleiben und ein paar Nischen-Player mit Lösungen für spezielle Einsatzszenarien und vertikale Anforderungen.» Thomas Lippert, Senior Product Manager Mobile bei Sophos, sieht die Zukunft noch etwas düsterer: «Die Konsolidierungsphase ist noch nicht abgeschlossen. Ein MDM-Segment als solches wird es in Zukunft nicht mehr geben.»

Gesamtlösungen sind gefragt

Die Gründe für die Konsolidierung im Mobile-Device-Management-Segment sind vielfältig. Nils Meyer, Principal Consultant bei CA Technologies, etwa erklärt: «Wenn etablierte Hersteller feststellen, dass ein Trend vermutlich anhalten und sich durchsetzen wird, ist eine Teilhabe daran nicht zuletzt aus Sicht des Umsatzes interessant. Nicht immer jedoch hat der betreffende Hersteller bereits ein Produkt im Portfolio, so dass er sich gern durch Übernahmen verstärkt.» Das Ziel anderer Hersteller, die bereits eine entsprechende Technologie in ihrem Portfolio ausweisen, sei es derweil, ihren eigenen «Footprint» durch die Übernahme eines Wettbewerbers zu vergrössern. Michael Binder von Symantec unterstützt diese Einschätzung, vertritt doch auch er die Ansicht, dass eine Akquisition in vielen Fällen mehr Sinn für Firmen macht, als langwierig eine eigene Lösung zu entwickeln.
«MDM betrachtete in den vergangenen Jahren primär den Bereich Geräteverwaltung – heute wird der Fokus auf eine gesamtheitliche mobile Strategie von den Unternehmen gerichtet. Daher wurde der Begriff Enterprise Mobility Management (EMM) in den vergangenen Jahren geprägt und ihm eine immer grössere Bedeutung beigemessen», führt Michael Sambeth von SAP einen weiteren Aspekt ins Feld. Thomas Lippert von Sophos untermauert diese Aussage: «Die Kunden suchen mehr und mehr nach Gesamtlösungen und wollen ein bestimmtes Themengebiet von einem Hersteller abgedeckt haben. Der Kunde will keine Insellösungen, sondern ein System, das möglichst viele Anforderungen abdecken kann.» Die kleinen Anbieter hätten es schwer, im MDM-Markt zu überleben, weil sie bei der Bereitstellung von EMM-Features hinterherhinken, so Baumgärtner von Mobileiron. Entsprechend räumt er dem reinen Mobile Device Management keine Zukunftschancen ein. (af)


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