Next-Generation-Rennspass
Quelle: Sturmkind

Gadget - Dr!ft

Next-Generation-Rennspass

Der ferngesteuerte Spielzeug-Racer Dr!ft entstand durch eine Kickstarter-Kampagne und verspricht realistische Fahrdynamik, ist allerdings kein Schnäppchen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2018/01

     

016 hat Dr!ft als Kickstarter-Projekt rund eine Viertelmillion Euro generiert, und seit einigen Wochen ist der ferngesteuerte Spielzeug-Racer im Massstab 1:43 nun käuflich erhältlich – in der Schweiz für 229 Franken bei Swisscom.

Dr!ft behauptet von sich, der erste Racing-Simulator für den Schreibtisch zu sein, der sich mit der Fahrdynamik eines echten Rennautos bewegt. Fakt ist nämlich, dass Modellautos aufgrund ihrer Verkleinerung in der Regel unrealistisch und kaum kontrollierbar zu fahren sind. Mit Dr!ft hingegen wird das Beschleunigen, Lenken und vor allem das Driften in den Kurven realitätsnah und funktioniert auf einem grossen Tisch genauso gut wie auf einem Parkettboden oder selbst einem harten Filzteppich. Doch der Reihe nach.


Nimmt man seinen Dr!ft-Racer – in unserem Fall einen 1. Edition Silver V8 mit hochgerechnet 5,2 Liter Hubraum, 550 PS und einem Drehmoment von 600 Nm, der die 1,6 Tonnen Gewicht in 3,3 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigt – aus seiner edlen Verpackung, ist man zuerst vielleicht ein wenig enttäuscht. Der vermeintliche High-tech-Racer ist nämlich ein ziemlicher Plastikhaufen und darüber hinaus auch noch mit sechs Rädern bestückt. Sechs Räder deshalb, weil der Trick von Dr!ft darin liegt, dass das Auto nicht auf seinen Rädern an der Vorder- und Hinterachse fährt, sondern dass in der Mitte am Unterboden eine Art Drehschreibe mit zwei gummierten Rädern montiert ist. Diese beiden Räder sorgen für den Vortrieb, während die Drehscheibe das Auto quasi in Driftposition bringt. Das Auto ist ausserdem so auf dieser Drehschreibe und den Antriebsrädern ausbalanciert, dass es Kippbewegungen beim Beschleunigen und Bremsen macht oder bei Unebenheiten quasi mitfedert, was die Optik realistischer macht.
Doch fahren soll das Ding und Spass machen dabei. Bevor es aber losgeht, will zuerst die Dr!ft-App (gibts für iOS und Android) aufs Smartphone geladen werden, mit welcher der Racer via Bluetooth gesteuert werden kann. Das funktioniert tadellos und für bis zu 30 Autos gleichzeitig. Einmal auf den Startknopf gedrückt, erwacht unser V8 – jedes Fahrzeug soll je nach Motor anders klingen – mit einem tiefen Grollen zum Leben und blubbert munter vor sich hin. Der Sound kommt dabei allerdings nicht vom Fahrzeug, sondern aus dem Smartphone, tönt dafür aber sehr realistisch. Gas gibt man, indem man an der rechten Seite des Smartphone-Displays hochfährt, gebremst wird analog auf der linken Seite. Drückt man in der Mitte, zieht man die Handbremse, ausserdem findet sich ein Knopf für den Rückwärtsgang und einer, um das Licht einzuschalten.


Ist man sich von einem kleinen RC-Rennauto gewohnt, dass es losschiesst wie von der Tarantel gestochen, fährt das Dr!ft-Auto vergleichsweise gemächlich los – massstabsgetreu eben. Wirft man sich aber mit etwas Gas in die erste Kurve – was man durch Neigen des Smartphones erreicht – fängt der Driftspass so richtig an. Der Motor heult, die Reifen quietschen und das Fahrzeug schlittert unglaublich realistisch in der Gegend umher. Zieht man dann bei Vollgas noch die Handbremse, legt der Racer einen Drift hin, dass die Crew von "The Fast and the Furious" neidisch werden würde.
Cool ist, dass man mit ein wenig Übung wirklich das Gefühl hat, das Auto jederzeit beherrschen zu können. Man kann ganz langsam fahren und steuern, um den Rennboliden so quasi millimetergenau zu navigieren, oder man kann drauflos brettern, ohne dabei aber das Gefühl zu bekommen, nur Passagier im eigenen Spielzeug zu sein. Das funktioniert bereits auf einem Tisch, macht aber deutlich mehr Spass in einem Grossraumbüro.


Abgesehen davon, dass das Smartphone quasi der Controller-Ersatz ist, ermöglich die angebundene App einige weitere Gimmicks. So soll man das Auto über kurz oder lang via App auch tunen können – aktuell fehlt diese Funktion noch. Andere Einstellungen kann man aber bereits vornehmen, etwa ob man im Drift- oder im Race-Modus fahren will oder ob die Strecke nass oder trocken simuliert werden soll. An dieser Stelle vermischt sich das Computergame mit dem physischen RC-Erlebnis. Es gibt aus­serdem Spielmodi, um gegen einen Host virtuelle Rennen fahren zu können. Viel lustiger dürfte das Rennen aber gegen einen realen Gegner sein. Dafür braucht man lediglich noch ein paar Freunde, die ebenfalls bereit sind, 229 Franken für ein Spielzeug auszugeben – wenn auch zugegebenermassen ein ziemlich cooles.


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