Die 15-Minuten-Mobile-Payment-Lösung
Quelle: Twint

Twint-Händler-App

Die 15-Minuten-Mobile-Payment-Lösung

Die Twint-Händler-App bietet eine einfache Möglichkeit, in die Welt des Mobile Payment einzusteigen. Voraussetzung ist, dass man die Hürde des Einrichtens im Händlerportal meistert.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2017/06

     

Seit Anfang April dieses Jahres ist die Neuauflage von Twint, die nach dem Zusammenschluss mit dem Mitbewerber Paymit nötig wurde, auf dem Markt. Mit diesem Neustart soll der mobile Schweizer Bezahldienst durchstarten, und zwar noch bevor die Konkurrenz in Form von Apple Pay oder Samsung Pay hierzulande richtig Fuss fassen kann. Damit das gelingt, braucht Twint nicht nur eine breite User-Basis, welche sich die Twint-App – entweder als bankenunabhängige Prepaid-Version oder dann als Banken-Variante, wie es sie seit April von der UBS und der ZKB und relativ neu seit Ende Mai auch von Postfinance, Raiffeisen, der Credit Suisse und der BCV gibt – auf ihrem Smartphone installieren. Twint muss auch von den Schweizer Shop-Betreibern auf breiter Ebene integriert werden, damit die Nutzer mit ihren installierten Apps auch mobil bezahlen können. Anfang April, beim Neustart von Twint, hiess es, dass das Händler-Netzwerk rund 25’000 Akzeptanzstellen umfasst. Dazu gehört auch Detailhandelsriese Coop, während man bei Migros zwar schon länger über die Einführung von Twint spricht, diese sich aber noch hinzuziehen scheint. Ende Mai zumindest wurde Twint direkt noch nicht von der Migros unterstützt, sondern lediglich über den Umweg via Migros-App.


Nebst den grossen Händlern will Twint aber nicht zuletzt auch für kleinere und Kleinstshops eine relativ einfache Möglichkeit darstellen, Mobile Payment anzubieten. Wie einfach für einen kleinen Händler die Integration von Twint ist, wollten wir etwas genauer wissen. Eine komplette Integration in einem reellen Shop zu begleiten, um danach aus unabhängiger Warte einen Testbericht zu schreiben, war leider nicht möglich, weshalb wir uns beim eigentlichen Test auf die Twint-Kunden-App (siehe S. 54) beschränken. Jedoch konnten wir mit zwei kleinen Händlern über ihre Erfahrungen mit Twint sprechen, um diese hier wiederzugeben. Beide Händler setzen Twint als App im Zusammenspiel mit einem Tablet ein. Und so viel bereits vorweg: Beide Händler – die uns von Twint selbst vermittelt wurden – zeigen sich ob dieser Händler-App nur mässig begeistert und kritisierten vor allem den Einrichte-Prozess – Kritik, die wir bei einem Selbst-Test allerdings nur beschränkt nachvollziehen konnten. Doch alles der Reihe nach.

Mit der Zeit gehen

Beim ersten Händler, den wir besucht haben, handelt es sich um Powerlab mit Sitz in Uster im Zürcher Oberland. Powerlab ist ein Sportfachgeschäft, das sich auf den Bereich Running, Triathlon und Sporternährung spezialisiert hat. Nebst der einen Filiale in Uster betreibt Powerlab zudem einen Online-Shop, auf dem Twint allerdings noch nicht integriert ist und für den aktuell auch noch keine Pläne in diese Richtung vorhanden sind.

Der zweite Nutzer der Twint-Händler-App ist kein klassisches Unternehmen, sondern die Allgemeine Braugenossenschaft Zürich (ABZ), eine Gruppe von Bier-Enthusiasten, welche unter dem Namen ABZ.beer selbst Bier braut und dieses im kleinen Rahmen auch verkauft. Dieser Verkauf, der entweder ab Rampe – ABZ.beer unterhält einige Lagerstandorte – geschieht oder bei dem das Bier dem Abnehmer vorbeigebracht wird, wurde bislang entweder mittels Bargeld beglichen, das dann vom jeweiligen Verkäufer – einem Genossenschafter – mühsam eingezahlt werden musste, oder via Rechnung bezahlt. Man habe eine bequemere Art gesucht, das Geld einzukassieren, begründet Theo Karavasilis aus dem Präsidium von ABZ.beer deshalb den Twint-Entscheid. Vor diesem Entscheid für Twint habe man in der Genossenschaft auch die Anschaffung eines mobilen Kreditkartenlesegeräts geprüft, sich aber aus Kostengründen dagegen entschieden, erzählt Karavasilis.


Powerlab begründet den Entscheid für Twint beziehungsweise für eine Mobile-Payment-Lösung derweil damit, dass man heutzutage auch als kleines Ladengeschäft mit der Zeit gehen und dem Kunden eine Möglichkeit bieten muss, mit dem Smartphone zu bezahlen. Es sei überhaupt nicht so, dass seitens der Kunden Nachfrage bestanden hätte, erzählt Patrick Boller von Powerlab, doch er sei der Überzeugung, Mobile Payment komme über kurz oder lang in irgendeiner Form, weshalb er eine Lösung wollte. Gefunden hatte Boller diese Lösung zuerst in Form von Paymit. Powerlab setzte Paymit schon länger ein, somit war der Wechsel auf Twint quasi gegeben. Allerdings, so erzählt Boller, habe man Twint bereits zu Paymit-Zeiten parallel anbieten wollen, sich aber dagegen entschieden, weil sich die Implementierung von Twint etwas schwieriger gestaltete als diejenige von Paymit. "Leider ist das auch heute noch so, Paymit war hier viel einfacher", erklärt Boller.

Beim Einrichten gescheitert

Den Schluss, dass die Inbetriebnahme der Twint-Händler-App nicht ganz trivial zu sein scheint, bestätigt auch Theo Karavasilis von ABZ.beer. Er erklärt nämlich, dass er es bis zum Zeitpunkt unseres Gesprächs Ende Mai nicht geschafft habe, die Lösung sauber aufzusetzen. Er habe mehrere Versuche gestartet, und der ganze Prozess sei relativ kompliziert – mit Zertifikaten, komplizierten Passwörtern und ID-Nummern, die generiert würden. Intuitiv sei das Aufsetzen nicht, ohne die Dokumentation zu konsultieren sei das Einrichten fast nicht möglich, so Karavasilis. Entsprechend stehe er heute vor der Situation, dass er aktuell eine knappe Handvoll halbfertiger Kassensysteme definiert habe, und nun wohl nicht darum herumkommen werde, zusammen mit dem Support von Twint die Geschichte wieder geradezubiegen. Damit hat sich die Geschichte von Twint und ABZ.beer für den Moment auch erledigt, Erfahrungen im Betrieb habe man noch nicht machen können, man hoffe einfach, dass man ohne grossen Aufwand die Einkünfte aus dem Bierverkauf verbuchen könne, wenn die Händler-App dann mal laufe. Ein Ausbau der Lösung im stationären Verkauf, beispielsweise durch einen Selbstbedienungsladen, bei dem Kunden mittels statischem QR-Code einen Einkauf analog der Münzkasse selbst bezahlen können (was mit Twint theoretisch möglich wäre – siehe Kasten auf S. 52), sei aktuell auch nicht geplant oder möglich, denn schliesslich verkaufe man ja Alkohol und müsse den Jugendschutz sicherstellen. Allenfalls wird ABZ.beer Twint in einem nächsten Schritt in einem Online-Shop integrieren, Abklärungen habe man aber noch keine gemacht.


Bei Powerlab ist man hier schon deutlich weiter. Twint läuft, selbst wenn auch bei Powerlab die Implementation wie angetönt nicht ganz trivial war. Patrick Boller erklärt, dass man sich zuerst angeschaut habe, welche der Twint-Varianten für Powerlab am meisten Sinn mache. Da man ein selbstentwickeltes Kassensystem im Einsatz habe, das keine Schnittstelle zu Twint bietet, habe man sich relativ rasch für die App-Variante via Tablet entschieden. Somit musste Boller wie auch Karavasilis den ganzen Registrierungsprozess durchmachen – "durchackern", wie er selbst sagt. Der einmalige Registrierungsprozess sei zwar noch einigermassen simpel gewesen. Dann aber habe man die Möglichkeit, verschiedene Kassierer oder Teams festzulegen, und an diesem Punkt sei die Twint-Lösung für Powerlab bereits etwas überdimensioniert. Zudem habe es einige Zeit gedauert, bis das Ganze dann tatsächlich sauber funktioniert habe. Für Verwirrung sorgte beispielsweise, dass man sowohl ein Passwort für den Händler-­Account als auch für die App beziehungsweise das Mobilgerät selbst hinterlegen musste, und zu Beginn wollte die App bei Powerlab partout nicht reibungslos funktionieren. Letztlich seid gar die Hilfe des Twint-Supports nötig gewesen, dem Boller an dieser Stelle eine gute Note ausstellt. Doch bezüglich Inbetriebnahme sei Paymit deutlich einfacher gewesen, man habe nichts herunterladen, nichts installieren, sondern lediglich seinen QR-Code aufhängen müssen.

Ein Selbstversuch

"Swiss IT Magazine" wollte es an diesem Punkt nun etwas genauer wissen und hat den Registrierungsprozess selbst einmal durchgespielt. Als erstes muss man sich als Händler bei Twint registrieren, wobei Angaben zur Firma (kann man bequem via Handelsregistereintrag erledigen) und zu einem Händlerportal-Benutzer gemacht und ein Login erstellt werden muss. Danach bekommt man via SMS und E-Mail einen Verifikations-Code zugeschickt, die beide eingegeben werden müssen, um die Registrierung abzuschliessen. Nun kann man sich am Händlerportal anmelden (wobei jedes Mal eine SMS-Code nötig ist) und eine Händler-App hinzufügen. Hier muss man dann Basis-Angaben zu seinem Store machen, mindestens einen Kassierer und ein Smartphone oder Tablet inklusive mindestens achtstelligem Passwort hinzufügen und ein Gutschriftenkonto angeben. Ist dies erledigt, erhält man einen Zugangscode für das registrierte Mobilgerät – in unserem Fall ein iPad – auf das man die Twint-Händler-App herunterlädt. Dieser Code muss beim erstmaligen Login dann zusammen mit dem zuvor definierten Passwort eingegeben werden. Danach kann bereits mit dem Kassieren losgelegt werden, womit uns das Einrichten einer einfachen Twint-Tablet-­Kasse via App relativ simpel dünkte.


Einmal eingerichtet, konnten wir dann auch prüfen, welche Möglichkeiten das Händlerportal und die App abgesehen von den Finanztransaktionen bieten. Bei der App selbst halten sich die erweiterten Möglichkeiten in Grenzen. Man kann sich den Verlauf der Zahlungen eines Tages an der jeweiligen Kasse, sprich dem Tablet, ansehen – auf Wunsch auch für jeden einzelnen Kassierer. Ausserdem kann man den Kassierer wechseln. Im Händlerportal sind die Möglichkeiten dann etwas weiter gefasst. Man kann einstellen, wie die Tagesabschlüsse gruppiert werden sollen (ein Report für alles, ein Report pro Store oder pro Konto), kann Konten, Benutzer und Kassierer verwalten, die erfassten Stores bearbeiten oder neue Stores hinzufügen, und man kann seine Transaktionen einsehen, wobei umfassende Filtermöglichkeiten bereitstehen und die Ergebnisse auch als .CSV exportiert werden können.

Handling verbesserungswürdig

Wieder auf die Erfahrungen von Powerlab zurückgreifen müssen wir, wenn es um den täglichen Gebrauch von Twint geht. Und auch hier gibt es Kritik, vor allem was das Handling der Kasse auf dem iPad angeht. Extrem mühsam sei dabei vor allem, dass man nach jedem Aufstarten der App das Passwort, das zudem wie erwähnt mindestens achtstellig sein muss, wieder neu eingeben müsse, findet Patrick Boller. Wenn man einige Mitarbeiter beschäftige, könne man sicher sein, dass dieses Passwort immer wieder mal vergessen geht. Ist das Passwort einmal eingegeben, muss sich der jeweilige Kassierer als Nutzer wählen, und erst dann kann man kassieren. Immerhin: Wenn das Tablet in den Schlafmodus geht oder eine andere App geöffnet wird, entfällt die Neuanmeldung mittels Passwort. Diese wird erst nach dem eigentlichen ­Schliessen der Twint-App wieder nötig. Nichtsdestotrotz wünschte sich Boller, dass das Passwort innerhalb der App zumindest gespeichert werden könnte.


Ein zweiter Schwachpunkt, der tatsächlich etwas unverständlich scheint, ist zudem, dass die App nicht mit dem Display des Tablets dreht, sondern immer im Hochformat dargestellt wird. Bei Powerlab ist das Tablet nun aber in einem Ständer im Längsformat untergebracht und muss für die Bedienung für Twint entsprechend gedreht oder in die Hand genommen werden. Zweites ist allerdings ohnehin nötig, denn um einen Betrag einzukassieren, muss der Kunde mit der App-Lösung via der Twint-App auf seinem Smartphone einen QR-Code ab dem Kassen-Tablet scannen. Dies funktioniert laut Boller im täglichen Gebrauch zwar recht gut – einzige Voraussetzung sei aber, dass das Smartphone über eine Internetverbindung verfüge, was bei Powerlab mangels Handyempfang teils ein Problem sei. Mit dem Beacon, den Twint auch anbietet, wäre dies anders, der funktioniert auch ohne Datenverbindung, aber im Moment leider noch nicht in Kombination mit der Händler-App für iOS und Android.
Was sicherlich für Twint spricht, ist die Tatsache, dass die Lösung keine fixen Kosten generiert, ausser man verwendet die erwähnten Beacons, die einmalig 95 Franken pro Stück kosten. Abgesehen davon entstehen für den Händler lediglich Transaktionskosten, die mit 1,3 Prozent pro Transaktion vergleichsweise moderat ausfallen. Ansonsten lautet Bollers Fazit zu Twint, dass die Lösung auf Kundenseite noch kaum verbreitet sei und entsprechend selten nachgefragt wird und wenig zum Einsatz kommt. Ausserdem spüre er bei gewissen Kunden eine gewisse Zurückhaltung und Skepsis, wenn es darum geht, ihr Smartphone hinzuhalten und zum bezahlen verwenden zu müssen. Diejenigen aber, die mit Twint bezahlen würden, fänden die Lösung gut und seien mit dem Bezahlprozess auch via App zufrieden.


Und "Swiss IT Magazine" findet an dieser Stelle, dass gerade die App-Version von Twint über das Tablet für einen Shop-Betreiber einen einfachen Weg bietet, seinen Kunden eine mobile Bezahllösung anzubieten. Der Aufwand zum Einrichten der Händler-App hält sich in Grenzen und ist in einem einfachen Szenario in 15 Minuten erledigt, und die Kosten sind ebenfalls überschaubar, da es keine fixen Gebühren gibt.

Einkassieren mit Twint

Twint bietet verschiedene Möglichkeiten, um bargeldlos einzukassieren und dem Kunden die Möglichkeit zu bieten, mittels Handy zu bezahlen. Die Möglichkeiten – alle sind via Twint-Website gut dokumentiert – sind folgende:

Beacon
Mit einem Beacon, der für je 95 Franken verkauft wird, kann ein Händler sein Kassensystem mit Twint ergänzen. Aktuell listet Twint rund 50 Kassensysteme, welche die mobile Bezahllösung bereits unterstützen. Der Beacon kommuniziert mit dem Smartphone via Bluetooth, ein Vorteil des Systems ist, dass die Kunden zum Einkassieren nicht zwingend Mobilfunkempfang haben müssen.


Terminal
Auf bestehenden Bezahlterminals ist es möglich, dass auf dem Display des Terminals – sei dieses nun stationär oder mobil – ein QR-Code angezeigt wird, der mit dem Smartphone dann gescannt wird. Twint weist darauf hin, dass Treuekarten, Stempelkarten oder Coupons (siehe Kasten "Mobile Marketing mit Twint") aktuell für Terminals noch nicht verfügbar sind.

Windows/MacOS
Wird zum Einkassieren ein Windows- oder Mac-Rechner verwendet, kann ebenfalls mit Twint einkassiert werden. Twint bietet entsprechende Anwendungen für die beiden Betriebssysteme, einmal installiert, können diese entweder mit einem Beacon verbunden werden oder man kann mittels QR-Code einkassieren.

Smartphone/Tablet
Wer mittels iOS- oder Android-Gerät einkassieren will, kann die entsprechende Händler-App wie im Haupttext beschrieben verwenden. Diese Lösung kann sowohl stationär als auch unterwegs verwendet werden. Die Kombination Beacon und Händler-App für iOS/Android-Endgeräte ist im Moment noch nicht möglich.

Selfservice-QR-Code
Twint eignet sich auch für Verkaufspunkte ohne Personal – also zum Beispiel für den Hofladen am Strassenrand oder das Blumenfeld zum Selberpflücken. Hier wird einfach ein Selfservice-QR-Code aufgebracht, über den Kunden bezahlen können.

E-Commerce und Automaten
Nebst den stationären Lösungen bietet Twint auch die Möglichkeit zur Integration der Lösung in einen Online-Shop, wobei beim Checkout auch wieder ein QR-Code angezeigt wird. Die Integration in den Shop erfolgt mittels Plug-in (gibt es für knapp 20 Systeme) oder Payment Service Provider. Ebenfalls ist es möglich, Twint in einen App Shop zu integrieren oder an einem Selbstbedienungs-Automaten (Selecta und Co.) mit Twint zu bezahlen.

Mobile Marketing mit Twint

Mit Twint ist es auch möglich, mobiles Marketing zu integrieren und Kundenkarten, Coupons oder Stempelkarten mit Twint zu verknüpfen beziehungsweise via Twint anzubieten. So digitalisiert Twint die Kundenkarte (z.B. Coop Supercard), damit diese in der Twint App aufbewahrt werden kann, oder es können Stempelkarten digital in der Twint App zur Verfügung gestellt werden. Hier bietet Twint Fixpreise. So kostet die Stempelkarten-Option bei einer Filiale 420 Franken pro Jahr. Coupons generieren bei einer Filiale pro Kampagne Kosten von 350 Franken plus eine Gebühr von 15 Prozent pro Ein­lösung auf den Rabatt. Auch für E-Commerce-Anbieter gibt es zudem Coupon-Optionen und Fixkosten. Alle Preise finden sich auf www.twint.ch/geschaeftskunden/mobile-marketing.

Bankkonto, Bluetooth, Bezahlung

Durch den Zusammenschluss von Twint und Paymit im Frühling des vergangenen Jahres haben beide Parteien entschieden, die Hauptfunktionen der beiden bestehenden Systeme Paymit und Twint zu vereinen und so eine plattformunabhängige Lösung für alle Marktteilnehmer anzubieten, die unter dem einheitlichen Namen Twint in Erscheinung tritt. Stand bei Twint anfänglich eher das bargeldlose Bezahlen via Smartphone im Vordergrund, konzentrierte sich Paymit in erster Linie auf das Überweisen von kleineren Geldbeträgen zwischen verschiedenen Personen.

Währenddem bei der Entwicklung und Lancierung von Twint die Post-Tochter Postfinance treibende Kraft war, stand hinter Paymit ein Gremium bestehend aus SIX, UBS und Zürcher Kantonalbank. Durch die Kooperation haben sich die Twint- und Paymit-Gründungsparteien nun zusammengeschlossen und weitere Finanzdienstleister, wie etwa Credit Suisse, Raiffeisen oder die Waadtländer Kantonalbank (BCV), ins Boot geholt.


Unkompliziert von Paymit zu Twint

Schon kurz nach der beschlossenen Zusammenarbeit haben Twint und Paymit bekannt gegeben, dass man nur noch mit einer einheitlichen App auftreten möchte. Obwohl der Ausdruck "eine App" nicht ganz stimmt. So hat jedes der teilnehmenden Finanzinstitute in den vergangenen Wochen eine eigene Twint-Anwendung erhalten. Konkret bedeutet dies, dass es nun Twint-Anwendungen von Postfinance, Raiffeisen, Credit Suisse (CS), der Waadtländer Kantonalbank, UBS und der Zürcher Kantonalbank gibt. Zudem gibt es für Bankkunden, deren Institut noch über keine eigene Twint-Anwendung verfügt, eine Twint-Prepaid-App, mit der die Privatkontos von diversen kleineren Schweizer Banken verbunden werden können.

Für die Twint-Anwendung benötigt man ein Smartphone mit einem iOS- oder Android-Betriebssystem. Nutzer von mobilen Windows-Geräten können Twint, zumindest aktuell, nicht nutzen. Für die bereits bestehenden Twint- oder Paymit-Anwender wurde die bisherige App automatisch auf die neue Version unter dem gemeinsamen Namen Twint aktualisiert und sowohl die persönlichen wie auch die Kontoangaben wurden übernommen. Jedoch musste man, zumindest bei der UBS-Version der App, seinen Passcode verifizieren und gegebenenfalls ein neues Passwort setzen. Im Test von "Swiss IT Magazine" hat die Umstellung von der alten UBS-Paymit-App auf die neue Twint-UBS-App problemlos funktioniert und auch die kleineren Neueinstellungen, wie beispielsweise die Erfassung eines neuen Passworts, hat ebenfalls sehr gut geklappt. Nette Zusatzfunktion: Bei der iPhone-App ist zur Authentifizierung auch der Fingerabdrucksensor zugelassen.

Ersteinrichtung leichtgemacht

Wer bis anhin noch nicht zum Kreis der Twint- oder Paymit-Nutzer gehörte, der kann sich die Twint-Anwendung seines Bankeninstituts, sofern sie verfügbar ist, über Google Play oder den App Store von Apple herunterladen.

Beim Erfassen der persönlichen Kontoangaben unterscheiden sich die jeweiligen Apps leicht. So muss man bei der Twint UBS App die Daten seiner EC-Karte, wie beispielsweise die IBAN-Nummer, manuell eingeben. Zusätzlich bietet die UBS-Version der Anwendung die Möglichkeit, eine Kreditkarte, egal von welchem Anbieter, zu hinterlegen. Zur Erfassung kann man die Kreditkarte fotografieren. Dank Scandit-­Unterstützung erfasst das in die App integrierte Programm dann die Kreditkartendaten von selbst. Das Einrichten eines UBS-Kontos wie auch der Kreditkarte hat sowohl auf einem iPhone als auch auf einem Gerät mit einer Android-Oberfläche ohne Probleme geklappt und man konnte bereits nach wenigen Minuten Geld überweisen und bezahlen.

Gut geklappt hat auch die Konto-Einrichtung mit der iOS-Version von Twint Postfinance. Wie schon bei der UBS-Anwendung müssen auch hier in einem ersten Schritt die Informationen der EC-Karte manuell eingegeben werden. In einem zweiten Schritt muss man, und das ist typisch für die Postfinance-Authentifizierung, das separate gelbe Postfinance-­Lesegerät zur Authentifizierung über einen Code beiziehen. Bei der CS-App hingegen war die Anmeldung im Test nicht möglich. Grund dafür war, dass man zur Identifikation seine E-Banking-Angaben eingeben sollte. Die entsprechende Maske lud jeweils ohne Ende und war nicht nutzbar. Warum dieses Problem auftrat, konnte leider nicht eruiert werden.

Ebenfalls nicht richtig funktioniert hat die Einrichtung über die ZKB-Version. Obwohl die Identifikationsmaske der Anwendung gut gestaltet ist und man mit Scandit-Unterstützung das lästige Eintippen von Kartennummer, IBAN und weiteren Angaben den Nutzern abnehmen will, hat die Einbindung einer ZKB-Gemeinschaftskontokarte mit mehreren Nutzern, auch nach manueller Erfassung der Informationen, nicht funktioniert.

Was bei allen Apps nicht möglich ist, ist die Hinterlegung von mehr als einer EC- beziehungsweise Kreditkarte. Dementsprechend geht, zumindest momentan, die Einbindung von zwei separaten Konten nicht, was wohl auch mit dem Empfang von Geldtransaktionen zusammenhängen dürfte und man mit nur einem Konto nicht noch angeben muss, wohin das Geld gesendet werden sollte. Twint hält damit den administrativen Aufwand so gering wie möglich. Relativ simpel ist hingegen die Änderung des persönlichen Gutschriftenkontos.
Funkloch Coop

Vor allem mit dem Überweisen und Anfordern von Geldbeträgen vermag Twint zu überzeugen. Die Überweisung an die persönlichen Kontakte geht schnell und unkompliziert. Die Sendelimite beträgt 500 Franken pro Monat oder 5000 Franken pro Jahr. Für Geldempfänger hat Twint eine monatliche Obergrenze von 1000 Franken pro Monat oder 5000 Franken pro Jahr. Die Empfangs- und Sendelimiten können zudem vom Nutzer nach oben angepasst werden. Beim Geldtransfer wie auch bei den Bezahlungen bucht Twint das Geld direkt vom angegebenen Konto ab. Wer seine Kreditkarte hinterlegt hat, dem wird diese bei der Bezahlung belastet. Bei fehlender Internetverbindung ist die Geldüberweisung nicht möglich, für die Bezahlung verspricht Twint aber, dass diese auch offline über die Bluetooth-Beacons gehen soll. In der Praxis hat aber die Offlinebezahlung an einem Twint-Beacon im Coop, dessen Supermärkte erfahrungsgemäss nicht den besten Datenempfang haben und das Kunden-WLAN auch nicht immer funktioniert, nicht geklappt und es musste auf die traditionelle EC-Karte zurückgegriffen werden. Da hilft es auch wenig, dass man die Supercard in der App hinterlegen kann und auf verschiedene Rabatte und Gutscheine, nicht nur von Coop, zugreifen kann.
Zudem musste im Test festgestellt werden, dass an vielen Orten nicht ersichtlich ist, ob man mit Twint bezahlen kann und man jeweils nachfragen musste. Vor allem an Standorten wie Bahnhöfen, wo die App durchaus nützlich ist, weil man für den Coffee to go nicht noch extra das Portemonnaie hervorkramen muss und nur kurz das Smartphone zur Bezahlung nutzt, wäre es schön, wenn schnell ersichtlich ist, welche Anbieter die Schweizer Bezahl-App unterstützen.


Es wird sich aber zeigen, ob sich die neue Twint-Version als Bezahlmittel durchsetzen kann. Die Konkurrenz ist durch Apple Pay und Samsung Pay, die mit der NFC-Technologie einen Marktvorteil geniessen, sowie durch die ganz normalen Kredit- und EC-Karten, die das kontaktlose Bezahlen unterstützen, was selbst mit PIN-Eingabe am Terminal um einiges schneller geht, relativ gross. (mw)


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