Im Zeichen der Cloud


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/12

     

Rund 6000 Besucher pilgerten in der zweiten Novemberwoche nach Berlin, um sich an Microsofts europäischer TechEd-Ausgabe über die neusten Technologietrends und Produkte aus Redmond zu informieren. Den Hauptschwerpunkt der Konferenz bildete das Thema Cloud Computing. Das spiegelte nicht nur das Session-Angebot, sondern auch die von Brad Anderson, Corporate Vice-President Management and Security Division, präsentierte Keynote wider.


Anderson konnte zwar mit wenig echten Überraschungen aufwarten, bot aber einen soliden Überblick über ein mittlerweile ziemlich umfangreiches Spektrum an Cloud-Computing-Diensten und -Tools (Office 365, Azure, Hyper-V, Windows Intune), das der Softwareriese in den kommenden Monaten auf den Markt bringen will (siehe auch Kasten «PDC 10»). Mit Hyper-V Cloud, einer Reihe von Initiativen, die Unternehmen beim Hochziehen von eigenen, privaten Clouds unterstützen sollen, konnte Brad Anderson dann doch noch mit einer Neuankündigung aufwarten: «Viele unserer Kunden erklären uns, dass sie gerne die Vorteile des Cloud Computing, wie schnelles Deployment und tiefere Kosten, nutzen würden, dabei aber nicht die Kontrolle über die Infrastruktur und die Sicherheit aus der Hand geben wollen. Unsere neuen Private-Cloud-Angebote sollen diese Bedürfnisse abdecken und dabei einen klaren Migrationspfad in Cloud-Umgebungen bieten.»




Private Clouds mit Hyper-V

In Hyper-V Cloud geht es primär darum, die aktuellen Virtualisierungs-Technologien von Windows Server 2008 R2 in standardisierter Form für eigene Cloud-Infrastrukturen nutzbar zu machen. Im Unterschied zur bisherigen Virtualisierung mit Hyper-V soll sich eine private Cloud vor allem durch bessere Skalierbarkeit, mehr Automatisierung und Self-Service-Dienste auszeichnen.


Der wohl wichtigste Teil des Hyper-V-Cloud-Programms nennt sich «Fast Track». Im Rahmen dieser Initiative bieten sechs Serverhersteller (HP, Dell, IBM, Fujitsu, Hitachi/HDS und NEC) vorkonfigurierte Hyper-V-Systeme an, die speziell für den Betrieb von firmeninternen Datenzentren mit Cloud-Charakter zugeschnitten sind. Dazu hat Microsoft entsprechende Referenzarchitekturen und Richtlinien erarbeitet, nach denen die Systeme zertifiziert werden müssen.


Die Technologie auf der eine typische Hyper-V-Cloud-Infrastruktur basiert, besteht aus Komponenten wie Windows Server 2008 R2 (mit Hyper-V), System Center Operations Manager (Monitoring), Virtual Machine Manager 2008 R2 (Management von VMs), Opalis (Workflow und Orchestrierung von Data Centern) und einem Self-Service-Portal, über das Cloud-Dienste den Benutzern firmenintern angeboten werden können. Später soll auch noch ein Billing-Service hinzukommen, mit dem bezogene Dienstleistungen abgerechnet werden können. Laut Brad Anderson sollen sich private Clouds mit Hilfe des Fast-Track-Programms innerhalb von 30 Tagen in Betrieb nehmen lassen.


Eine weitere Initiative nennt sich «Hyper-V Cloud Service Provider Program» und umfasst weltweit mehr als 70 Provider, welche Hosting-Dienste auf Basis von Microsofts Cloud-Richtlinien anbieten und anbieten werden. Zusätzlich bietet Microsoft ein Starter Kit bestehend aus Deployments-Guides und Projektvorlagen an, mit deren Hilfe sich bestehende virtualisierte Infrastrukturen in private Clouds konvertieren lassen sollen.




Clouds per Mausklick

In der Keynote wurde ausserdem bereits eine frühe Preview-Version des Virtual Machine Manager 2012 gezeigt, der private Clouds und Server App-V (Virtualisierung von Server-Anwendung) unterstützt. Interessant: Mit Hilfe eines Modellierungstools können Administratoren eine Virtualisierungslandschaft mit Diensten wie etwa Load Balancing, Netzwerkadapter sowie Anwendungen einrichten und als Vorlage für die spätere Wiederverwendung speichern. Ausserdem wurde die Verfügbarkeit des ersten Release Candidate des Service Pack 1 für Windows Server 2008 R2 angekündigt. SP1 wird Hyper-V um eine dynamische RAM-Zuweisung erweitern, ein für Cloud Computing wichtiges Feature, wie Brad Anderson unterstrich.



Noch kein «private» Azure

Trotz Hyper-V Cloud hält Microsoft am Plan fest, auch Windows Azure für den Betrieb in einer firmeneigenen Cloud verfügbar zu machen. Ein entsprechendes Produkt wurde bereits vergangenen Sommer unter dem Namen Azure Appliance angekündigt.


Im Gegensatz zu auf Hyper-V-basierten private Clouds wird man mit Azure eine fixfertige PaaS-Infrastruktur (Plattform-as-a-Service) erhalten, auf der für Azure geschriebene Anwendungen abgespielt werden können. Azure-Anwendungen sollen dabei mit relativ geringem Aufwand zwischen Private und Public Clouds verschoben werden können. Mit auf Hyper-V basierten Clouds wird das vorerst noch nicht möglich sein. Microsoft plant aber für die nahe Zukunft auch hier Möglichkeiten, um private Cloud-Infrastrukturen mit geringem Aufwand zu einem Cloud-Hoster migrieren zu können.



«Denali»: Der nächste SQL Server

Ab dem dritten Konferenztag gab es auch einige Referate zur nächsten Version des SQL Server (Codename «Denali»), der nur zwei Tage zuvor an der PASS-Konferenz in Seattle erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und an der TechEd quasi die Europa-Premiere feiern konnte.


Zu den Neuerungen von «Denali» gehört unter anderem der sogenannte Column Store Index, eine Technologie, die bereits in Powerpivot verwendet wird und Data-Warehouse-Abfragen und -Aggregationen wesentlich schneller durchführen kann. Stark verbessert wird auch die Integration von Managementtools in Visual Studio. Künftig soll sich ein Grossteil der Datenbank-Management-Aufgaben auch direkt aus der Entwicklungsumgebung durchführen lassen. Auch punkto Hochverfügbarkeit will Microsoft einen grossen Schritt nach vorn machen und die Lücke zur Konkurrenz schliessen. Die bislang verschiedenen Hochverfügbarkeitstechnologien werden neu vereinheitlicht und mit einer gemeinsamen, einfacher handhabbaren Verwaltungsoberfläche ausgestattet. Weitere Neuerungen sind die File Tables, mit denen Datenbanktabellen wie File-Systeme genutzt werden können sowie ein neues, auf Silverlight basierendes Reporting-Werkzeug. Eine erste Vorabversion von «Delani», die Community Technology Preview (CTP1), ist bereits im Downloadcenter von Microsoft verfügbar.






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